Die
diesjährige IMATA-Konferenz in San Diego war sehr spannend - nicht nur, aber auch in Bezug auf all diese spannenden Präsentationen. Es ist wunderbar zu sehen, was Trainer alles an wichtigen Erkenntnissen über die Tiere und ihr Training sammeln, das dabei hilft, die Haltung immer weiter zu optimieren.
Seit einigen Jahren aber gehört es auch zum Profil eines Trainers, sich gegen Anschuldigungen der Delfinariengegner wappnen zu müssen, die ihre Kampagnen, die populistisch Hass über Delfinarien und ihre Mitarbeiter verbreiten, mit Millionen an Spendengeldern jährlich sponsern können.
Deshalb hat sich mit
Dr. Kelly Jaakkola, eine der renommiertesten Delfinexpertinnen dieser Welt, mal um die fünf Kernanschuldigungen der Delfinariengegner gekümmert. Ihre Erkenntnisse möchte ich hier aufbereiten.
(1) Delfine haben in Menschenobhut eine höhere Mortalität als in der Wildbahn (#captivitykills)
Das war tatsächlich eine Zeit lang zutreffend, aber das ist glücklicherweise sehr lange her. Deshalb benutzen die Aktivisten auch Daten, die vor 20 oder sogar mehr als 40 Jahren ermittelt wurden. Neuere Zahlen kommen auf eine Mortalität für Anlagen in den Vereinigten Staaten von Amerika auf 3% (Innes, 2005). In der Wildbahn liegt die Mortalitätsrate bei 3,9 - 9,8 % (Wells & Scott, 1990; Stolen and Barlow, 2003; Mattson et al.,2006; Neuenhoff, 2009).
(2) Delfine brauchen mehr Platz als Delfinarien ermöglichen können
Die relevante Frage ist nicht, ob man den Lebensraum in der Wildbahn duplizieren kann - das geht in Menschenobhut bei keinem Tier: auch nicht beim Wellensittich in einer Voliere. Das muss man aber auch nicht, denn die relevante Frage ist, ob man ihre physischen Bedürfnisse erfüllt. Es gibt keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis, dass dies in modernen Delfinarien nicht der Fall wäre.
(3) Delfine sind zu intelligent, um in Menschenobhut zu gedeihen
Die Wahrnehmung von Delfinen ist im Tierreich recht weit entwickelt - allerdings auch nicht in allen Bereichen und die Spezifikationen diesbezüglich werden da wissenschaftlich noch diskutiert (z.B.: Gregg, 2013; Güntürkün, 2014). Wir kennen aber auch Tiere ähnlicher Intelligenz wie etwa Papageien und Raben. Sie sind also keine Tierart, die man quasi als besonders besonders ausklammern könnte. Es gibt zudem keinen einzigen wissenschaftlichen Hinweis auf einen Zusammenhang von besonderer Intelligenz und dem Gedeihen von Tieren in Menschenobhut.
Der Besucherandrang im Delfinarium Duisburg ist ungebrochen. © Philipp J. Kroiß
(4) Interaktive Programme sind gefährlich
Dieses Thema beschäftigt aktuell die US-amerikanischen Einrichtungen sehr. Bei entsprechend akkreditierten Delfinarien ist es aber so, dass die Sicherheitsauflagen massiv sind. Dazu nehmen sich Aktivisten wenige Unfälle heraus und bauschen sie besonders auf. Hierbei handelt es sich aber um Einzelfälle, während Millionen von Interaktionen völlig problemlos über die Bühne gingen. Zudem ist dann auch zu vergleichen, inwiefern dies gefährlicher ist, als andere Programme für Menschen (Interaktionen mit Hunden, Reiten von Pferden, Fahrradfahren o.ä.).
Die Forschung hat sich damit beschäftigt: Samuels & Spradlin (1995) stellten fest, dass Delfinschwimmprogramme, die von professionell arbeitenden Trainer überwacht werden, keine signifikant hohe Gefahr, weder für Mensch, noch für Tier, mit sich bringen. Diesbezüglich werden immer noch mehr Daten erhoben.
(5) Ein Zoobesuch hat keinen Wert im Bereich von Edukation und Schutzarbeit
(a) Menschen gehen in Meeressäugerhaltung für Entertainment und nicht zur Edukation
Manche tun das, andere nicht. Das ist auch völlig in Ordnung. Es ist aber auch nicht die relevante Frage; es geht nicht darum, was Menschen in diesen Einrichtungen suchen, sondern, was sie darin (vor)finden. In modernen Zoos ist das eine Menge an Informationen über die Tiere und ihren Schutz. Hier werden Menschen inspiriert, sich näher mit dem Thema zu befassen. Wenn sie dann tiefer in die Materie eindringen wollen, vertiefen sie dies in einem Studium. Auch für Schüler und Studenten gibt es entsprechende Angebote in modernen Zoos. Ferner in die direkte Schutzarbeit werden von akkreditierten Zoos Millionen gesteckt. Die 232 von der AZA akkreditierten Zoos & Aquarien investieren 160.000.000 US-$ pro Jahr in Schutzarbeit.
(b) Es gibt keinen Beweis, dass Zoobesuche edukativ sind oder Schutzarbeit inspirieren
Das stimmt nicht. Wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass Zoos und Aquarien einen positiven Einfluss auf Haltung, Wissen und Verhalten der Besucher bezüglich Schutzarbeit haben (e.g. Miller et al., 2013; Moss et al., 2014; Skibins & Powell, 2013). Auch hier werden konstant weitere Daten erhoben, man kann sich also auf weitere Veröffentlichungen freuen.
Man sieht also wie falsch die fünf häufigsten Anschuldigungen gegen Delfinarien sind - die Expertin konnte das wunderbar nachweisen. Nun möchte ich noch etwas hinzufügen.
Der Loro Parque insprierte bereits Millionen von Besuchern. © Philipp J. Kroiß
Die „andere Realität" der Delfinariengegner
Unter den Hashtags wie #captivitykills und #emptythetanks werden diese wissenschaftlichen Erkenntnisse, die Dr. Kelly Jaakkola zusammengestellt hat, geleugnet.
Populismus ist hier das Zauberwort. Genauso wie wenige Straftäter benutzt wurden und werden, ganze Bevölkerungsteile zu diffamieren und denunzieren, nutzen Tierrechtler schlechte Zoos, die teilweise noch nicht mal eine Akkreditierung besitzen, gegen alle Zoos zu hetzen. Ebenso bedient man sich dem populistischen Stilmittel der Fake-News. Es werden dreiste Lügen über Anlagen verbreitet, die die Unwissenheit der Rezipienten ausnutzen. So entsteht eine Pseudo-Wissenschaftlichkeit, die ein Sammelbecken für Wissenschaftler ist, die in der professionellen Welt gescheitert sind und nun ihr Dasein auf den Gehaltlisten von Tierrechtsorganisationen fristen oder dies selbst in einer Stiftung monetarisieren.
Monetarisierung ist ein gutes Stichwort, denn die Tierrechtspopulisten haben Wege gefunden, ihre Hass-Propaganda selbst zu Geld zu machen. Die Gewinnspanne ist dabei enorm hoch, denn ihr Gütereinsatz ist ja gering - alles, was sie brauchen ist ja ein Marketingbüro, um mehr Spenden zu sammeln. Dabei verknüpfen sie den Ideologietransfer schon bereits wieder mit Spendenskalierung (durch direkte Werbung, das Sammeln von Daten durch Petitionen o.ä.). Die Tierrechtindustrie ist ein Millionengeschäft, das die Funktionäre, die jährlich, bei großen Organisationen deutlich über 100.000€ im Jahr verdienen (mehr als mancher Zoodirektor, die die allerdings Verantwortung für mehrere tausend Tiere haben), aus sich selbst finanziert. Tierrechtler, die häufig mit Tierschützern verwechselt werden, mit denen sie allerdings nicht wirklich etwas zu tun haben, werden so zu Profiteuren des postfaktischen Zeitalters.
Leben unter artgemäßen Bedingungen: Die Tiere im Loro Parque © Philipp J. Kroiß
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