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Die Konjunkturen der Finanzprodukte

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Wenn Sie einen Finanzexperten fragen, was heute die perfekte Anlageklasse ist wird er wahrscheinlich Aktien nennen. Vielleicht auch noch Gold, manchmal noch Anleihen, aber nur wenn sie als hochverzinslich daherkommen. Mit allem anderen lässt sich ja kaum noch Rendite erzielen.

Das ist die Antwort von heute und sie ist heute wahrscheinlich noch nicht einmal falsch.

Wenn Sie demselben Finanzexperten zu einem anderen Zeitpunkt diese Frage gestellt hätten, hätte die Antwort ganz anders lauten können: Wahlweise Tagesgeld, deutsche Bundesanleihen, Banksparbriefe, denn alles andere bietet ja keine Sicherheit.

Wenn Sie jetzt einmal die veröffentlichte Meinung nehmen und etwa anhand - nicht repräsentativer - Auswertungen der Wirtschaftspresse schauen, was wann schwerpunktmäßig für gut und für schlecht gehalten wurde, kommt genau das erwartete Bild heraus: Die Empfehlungen decken sich mit dem Erfolg der Produkte in der Momentaufnahme, sind aber falsch wenn es um langfristige Erfolge geht.

Wenn also die Börsen steigen sind sicherlich Aktien eine gute Anlage. Oder Aktienfonds, vielleicht auch Zertifikate und all die abgeleiteten Produkte, die bei steigenden Aktien auch steigen. Die Aussage: Aktien sind eine gute Anlageklasse ist also richtig, aber für Anleger nicht zielführend. Denn während der Anleger die Aktien kauft, um sie zu behalten, ändert der „Finanzexperte" seine Meinung je nach Marktlage.

Wird es also ungemütlicher an den Börsen, fallen die Kurse schnell und schneller, antwortet der Durchschnitt der Experten auf die Frage nach der besten Anlageklasse: Anleihen, Tagesgeld, vielleicht noch Gold. Sicherheit steht ganz oben.

Auch das ist in diesem Moment richtig.

Aber im Kern sind beide Antworten falsch. Im Moment, in dem die Aktien steigen, sollte man sie schon haben. Und wenn sie fallen sollte man schon einiges in Anleihen umgeschichtet haben. Die Antworten sind also nichts weiter als Binsenweisheiten, billig und schnell gefunden.

Die eigentliche Aufgabe wäre es ja, die Antwort für die Zukunft zu geben. Und die eigentliche Frage dabei ist nicht, welche Rendite bei welcher Sicherheit will der Anleger erreichen. Sondern vielmehr:

„Wie lange willst Du Dich nicht mehr um das Ganze kümmern müssen und trotzdem einigermaßen gut abschneiden?"

Warum das? Weil ein aktiver Investor, der die Börse gerne verfolgt und sich seinen Reim darauf macht, natürlich jeden Tag reagieren könnte. Er kauft Aktien, wenn sie anfangen zu steigen und verkauft sie, wenn es kriselig wird. Im Idealfall natürlich, denn so exakt schaffen das auch die Profis nicht. Wer sich also immer wieder kümmern will, kann es mit dem schönen Wechselspiel versuchen.

Wer sich in unregelmäßigen Abständen - aber immerhin - um seine Finanzen kümmern möchte, kann Aktien-, Renten- oder Themenfonds, ETFs oder auch das ein oder andere Zertifikat nutzen. Die halten wegen der etwas breiteren Streuung schon etwas Risiko ab, etwa dass eine der gewählten Aktien gleich vollkommen ausfällt.

Wer sehr langfristig denkt, wer die „Sache mit der Altersvorsorge" hinter sich bringen will, der braucht andere Produkte. Vermögensverwaltende Fonds etwa, die den Anspruch haben, die Schwankungen der Märkte über sehr lange Zeit zu glätten. Oder auch kombiniert mit Lebensversicherungen, die zusätzlich noch das Langlebigkeitsrisiko absichern.

Das aber sind sperrige Produkte: Beide, die VV-Fonds wie die LVs, werden nie die beste Rendite bringen, sie werden nie in den Performance-Rankings ganz oben auftauchen. Sie werden aber - und das macht sie so wertvoll - auch nie ganz unten stehen. Sie werden auch bei der Frage nach der besten Anlageklasse nie auftauchen, weil sie je nach Lage und Sicherheitsanforderung eben in allen Anlageklassen unterwegs sind. Beiden wird vorgeworfen, hohe Kosten zu produzieren und intransparent zu sein. Aber: wenn man Experten an die Geldanlage setzt und sich dafür Bequemlichkeit („ich muss es nicht selber machen") und Sicherheit („das Geld ist auch im hohen Alter noch da") kauft, ist diese Leistung auch einen Preis wert.

VV-Fonds und LVs sind die langweiligen, spießigen Verwandten, die neben ihren schillernden Cousins und Cousinen gerne übersehen werden. Für einen langfristigen Vermögensaufbau aber sind sie genau die richtigen. Und das zeigt sich auch in den Zahlen: VV-Fonds haben in den vergangenen Jahren immer mehr Anleger überzeugt, in ihnen wird immer mehr Geld verwaltet. Und die Lebensversicherung ist das Produkt mit dem wahrscheinlich höchsten Kapitalbestand in Deutschland, hat doch im Schnitt jeder Deutsche sogar mehr als eine Lebensversicherung.

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