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Warum "Game of Thrones" siebenmal besser ist als "Herr der Ringe"

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Ok, jetzt wird es subjektiv. Und ungerecht. GoT gegen HdR, TV gegen Kino. Trotzdem: Das muss ich jetzt mal los werden. Als Laie und Zuschauer - eigentlich beschäftige ich mich auf diesem Platz ja mit anderen Themen. Den Hype um und die vielen Oscars für den Herrn der Ringe konnte ich nie nachvollziehen. Aber erst seit Game of Thrones weiß ich, was mir dort fehlt. Und wie gute Fantasy aussehen kann.

1. Handlung
GoT: Unzählige verzwickte, miteinander verwobene, spannende Handlungsstränge lassen den Zuschauer zwar manchmal etwas die Übersicht verlieren, aber die Autoren räumen immer wieder auf - und führen die Geschichten logisch zusammen. Zugegebenermaßen ist eine vielstaffelige TV-Serie die perfekte Wahl für die Umsetzung von George R.R. Martins wucherndem Roman-Kosmos, aber mit dem Projekt hätte man auch grandios scheitern können.
HdR: Roadmovie durch Mittelderde. Eher eine episodenartige Ansammlung verschiedener Kämpfe und Schlachten als eine durchkomponierte Handlung.

2. Figuren
GoT: Ja, es gibt den einen oder anderen Protagonisten, der nur gut oder nur böse ist. Die meisten Charaktere aber wirken echt und lebendig und lassen sich in kein Schwarzweiß-Schema pressen. Viele durchleben glaubwürdige Wandlungen von naiv zu clever, schwach zu stark, feige zu mutig oder umgekehrt - Zeit genug haben sie ja.
HdR: Gute Hobbits, edle Elben, böse Orks. Grenzüberschreitungen sind nicht vorgesehen.

3. Opfer
GoT: Kommt abends eine neue Folge, ist der ganze Tag versaut. Welcher lieb gewonnene Held, welches unschuldige oder ungeborene Kind, welche freche Hure muss heute wieder dran glauben? Welchen Fiesling erwischt es immer noch nicht? Roman- und Drehbuchautoren haben weder mit ihren Figuren noch dem Leser/Zuschauer ein Erbarmen. Gestorben wird nicht heroisch mit schlauen letzen Sprüchen auf den Lippen, sondern schnell und schmutzig.
HdR: Autor JRR Tolkien mochte sich in seinen Wälzern nicht von seinen Helden trennen, und natürlich können es die Filme dann auch nicht. Selbst gestorbene Zauberer kehren mit anderem Farbcode zurück. Die Guten sterben selten und unter mächtigem Brimborium; Orks dagegen fallen wie die Fliegen, wenn ein Hobbit nur hustet.

4. Schlachten
GoT: Die erste Staffel hatte aus Budget-Gründen in Sachen Gemetzel ein Defizit. Das änderte sich mit dem Erfolg in den späteren Staffeln. Jetzt geht man sich realistisch und in wuchtigen Nahaufnahmen an die Gurgel. Die "Rote Hochzeit" am Ende der letzten Staffel ist natürlich aus dem Nibelungenlied geklaut, das aber gut: Selbst hartgesottene Splatter-Fans können da noch etwas lernen.
HdR: Die Schlachten sind episch, riesige Heere wogen gegeneinander - aber alles bleibt steril und irgendwie weit weg. Regisseur Peter Jackson verleugnet seine Lehre als Horror-Filmer und erspart dem Zuschauer das echte Grauen. Der Fahrplan aller Schlachten - und es sind viele - bleibt stets derselbe: Die tapferen Helden sind den Ork-Scharen hoffnungslos unterlegen und bereiten sich auf den Untergang vor - bis in letzter Sekunde ein Deus ex Machina in Form von Riesenvögeln oder Geister-Armeen die Bösen hinwegrafft.

5. Frauen
GoT: Sie sind stark, schön, schlau, hinterlistig und den Männern natürlich überlegen. Wie im echten Leben. Die Handlung treiben sie mindestens so viel voran wie das "starke" Geschlecht. Das Schicksal von Westeros, das ist schon bis zu dieser Staffel klar, werden letztendlich sie entscheiden.
HdR: In einem Song fragen die "Fantastischen Vier" nach einem "Film, der den Oscar erhält, obwohl die weibliche Hauptrolle fehlt". "Lawrence von Arabien" fällt mir einm und der hat immerhin eine schwule Hauptperson. HdR ist, obwohl das Drehbuch da gegenüber den Romanen sogar noch nachgebessert hat, frei von Weiblichkeit. Die ganz wenigen Frauen sind eigentlich keine, sondern elbisch-blasse Entitäten.

6. Sex
GoT: Das pralle Leben. Eigentlich ist jeder immer scharf (außer den Männern, die aus verschiedenen Gründen ihre Männlichkeit eingebüßt haben). Es wird gevögelt, gehurt, gekeucht und geschrien, dass es eine Art hat.
HdR: Tote Hose. Woher die kleinen Orks kommen - natürlich aus der Retorte - das erfährt man noch. Aber wie pflanzen sich bloß die ganzen Hobbits, Zwerge und Elben fort? Kein Wunder, dass die alle so alt werden müssen, sonst würden sie aussterben. Sind sie dann ja auch.

7. Orte
GoT: Von nebligen Eisfeldern bis zu Wüsten unter sengender Sonne, von modernden Burgen auf stürmischen Inseln bis zu prachtvollen Palaststädten entfaltet die Serie ein Panoptikum an Locations, das immer wieder überrascht.
HdR: Neuseeland, Neuseeland und nochmal Neuseeland. Gähn.

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