Es gibt kaum ein Thema, das Großstädter so sehr in Rage versetzt wie
der teure Wohnraum. Eine eigene Wohnung, geschweige denn ein eigenes Haus, ist für die meisten in unerreichbarer Ferne.
Derweil steigen die Preise für Wohneigentum weiter, sogar noch deutlich stärker als die Mietpreise. Das zeigte erst vor wenigen Tagen eine detaillierte Kaufauswertung mehrere Onlineportale,
die die “Welt” in Auftrag gegeben hatte.
Was also tun? Resignieren und sich damit abfinden, dass man sich niemals eigenen Wohnraum in einer Stadt oder zumindest in der Nähe davon leisten können wird?
Neue nachhaltige Wohnmodelle entstehen auf der ganzen Welt
Oder nach alternativen Ideen suchen? Nach neuen Konzepten, die Wohnraum erschwinglich machen und nebenbei auch noch innovativ und nachhaltig sind?
Genau das geschieht derzeit so intensiv wie lange nicht mehr. Auf der ganzen Welt sind Architekten, Ingenieure und Künstler dabei, ihre Ideen zu verwirklichen.
Im Folgenden wollen wir euch einige dieser Projekte vorstellen. Die meisten von ihnen sind schon so weit, dass sie in die Realität umgesetzt werden und ihre Praxistauglichkeit beweisen konnten. Andere wiederum zeigen zumindest, was in Zukunft alles möglich sein könnte.
Vielleicht ist ja auch die ein oder andere Idee dabei, von der ihr euch inspirieren lassen wollt.
1. Big World Homes
Credit: Big World Homes
Der australische Architekt Alex Symes
hat ein Wohnkonzept entwickelt, das wirklich zu den Ansprüchen junger Städter passen und dabei auch noch bezahlbar sein soll. Das
14-Quadratmeter-Haus funktioniert nach dem Ikea-Prinzip.
Einfach und ohne Vorkenntnisse soll es jeder mit Hammer und Nägeln innerhalb zwei Tagen selbst aufbauen können. Im Internet bestellt werden die Bauteile der Mini-Häuser auf einem Anhänger geliefert.
Kosten: Rund 65.000 australische Dollar (umgerechnet rund 44.000 Euro). Und wer umzieht, kann sein Häuschen wieder zusammenpacken und in einer neuen Stadt neu aufbauen.
2. Das Nexus Haus
Credit: TU München
Das
Nexus Haus ist ein sogenanntes Plusenergiehaus, das heißt, es erzeugt mehr Strom als seine Bewohner verbrauchen. Es besteht fast vollständig aus nachhaltigen Materialien und kann Wasser effizient aufbereiten.
Entworfen haben das Nexus Haus
Studenten der Technischen Universität München (TUM) und der University at Austin (UTA).
Derzeit wird das Haus in der texanischen Stadt Austin getestet. Von da aus soll es eines Tages in die ganze Welt verkauft werden - zu einem Preis, den sich jeder leisten kann.
3. Conceptos Plásticos
Das kolumbianische Startup
Conceptos Plásticos bekämpft mit seiner Idee gleich zwei große gesellschaftliche Probleme: die Wohnungsnot und die
immer höher wachsenden Plastikberge, die unseren Planeten überschwemmen.
Die Unternehmer verwenden Plastik und produzieren daraus Lego-ähnliche Blöcke, aus denen wiederum Häuser gebaut werden können.
In Lateinamerika,
wo inzwischen 80 Prozent der Bevölkerung in Städten wohnt, können die Menschen mit dieser Methode, ganz einfach ihre Behausungen selbst errichten. Wenn das Haus steht, haben sie gerade einmal 5200 Dollar (knapp 5000 Euro) ausgegeben.
Und die Idee ist nicht nur für Kolumbien und Umgebung interessant. Auch für Europa kann die alternative Bauweise Vorbild sein.
4. “Crowd building”
Credit: Périphériques Architectes
Das französische Architekturbüro
Périphériques Architectes entwarf die neue Bauweise als Lösungsansatz, um Wohnen in Paris wieder erschwinglich zu machen.
“Crowd building” ist die Idee, eine Ansammlung zu schaffen aus unterschiedlich großen und auch vom Stil her unterschiedlichen Bauwerken zu schaffen. Entstehen soll das Ganze, indem Städter ihr Geld zusammenlegen, um so ihre Vorstellung umzusetzen, wie ein Stadtviertel auszusehen hat.
Obwohl der Entwurf beim Wettbewerb
Reinventer Paris nicht als Gewinner hervorging, zeigt er, was möglich sein kann, wenn man die Entwicklung von neuem Wohnraum in die Hände von Städtern selbst gibt.
5. Tiny 100
Credit: Tiny100
Dass auch in Berlin Wohnraum nicht unbedingt teuer sein muss, beweist der deutsche Architekt Van Bo Le-Mentzel: In Berlin-Kreuzberg steht schon das erste Haus, das für 100 Euro im Monat gemietet werden kann.
Die 100-Euro-Wohnung, genannt
Tiny 100, bietet eine Fläche von 6,4 qm - doch es beherbergt jeglichen Komfort auf kleinstem Raum: Bad, Bett, Schreibtisch und Küche sind eingebaut. Sogar Strom, Internet und Heizung sind im Mietpreis inbegriffen.
Die 100-Euro-Wohnung kann man in Berlin schon besichtigen. “Die meisten Leute denken zuerst: Das ist doch viel zu klein”, sagte Le-Metzel der Huffington Post. “Nach der Besichtigung sind sie aber umgestimmt und sehr enthusiastisch.”
2017 startet schon das erste Pilotprojekt, in dem unter anderem
der deutsche Minimalist Joachim Klöckner ein ganzes Jahr in einer der 100-Euro-Wohnungen verbringen wird.
“Dadurch wollen wir zum einen herausfinden, wie sich die Probanden in der Zeit fühlen, und zum anderen wollen wir beweisen, dass der Wohnraum eben nicht zu klein ist, sondern eine echte Alternative darstellt”, erklärte der Architekt.
Solche Minihäuser gibt es
inzwischen eine ganze Reihe. Die meisten von ihnen kosten unter 50.000 Euro.
6. Hausboote
Credit: Marco Monterzino
Credit: Marco Monterzino
Wenn der Platz auf dem Land zu knapp wird, baut man eben im Wasser. Das dachte sich auch der italienische Designer
Marco Monterzino und entwarf mit seinem Hausboot namens Liz eine erschwingliche Wohnmöglichkeit.
Sein Hausboot ist ein umgebauter Kahn, der schon mehr als hundert Jahre alt ist und steht in London.
Auf dem Boot produziert Monterzino selbst Solarstrom und kann so bis zu zwei Wochen unterwegs sein, ohne an eine externe Stromquelle angeschlossen zu sein.
Ähnliche Wasserwohnungen entstehen auch in Amsterdam und anderen europäischen Städten.
7. Das 20.000-Dollar-Haus
Credit: Rural Studio
Über ein Jahrzehnt lang haben Architekturstudenten der Auburns University in Alabama daran gearbeitet, ein Haus zu erfinden, das sich auch jemand leisten kann, der unter der Armutsgrenze lebt und das gleichzeitig so aussieht, dass er auch tatsächlich darin wohnen möchte.
Herausgekommen ist ein Haus, dessen Baumaterialien nicht mehr als 20.000 Dollar kosten. 2016 wurden die ersten Prototypen in der Nähe von Atlanta gebaut, nun arbeiten die Studenten daran, das Konzept perfekt auszuarbeiten. Sobald das geschehen ist, werden sie den Bauplan öffentlich machen, sodass sich jeder das Haus nachbauen kann.
Wie realistisch ist, dass ein solches Haus mitten in der Stadt steht, ist zwar fraglich, aber die Baukosten minimiert es zumindest massiv.
8. Schiffscontainer als Häuser
Credit: CPH Shelter
Auch in Kopenhagen, das immer wieder zu einer der lebenswertesten Städte der Welt gewählt wird, geht der Wohnraum aus. Und wo bietet sich das Wasser als Ausweichraum mehr an als in der dänischen Hauptstadt?
Die Architekten von
CPH Shelter bringen erschwingliches Wohnen zurück in die Stadt - in Form von schwimmenden Häuschen. Gefertigt sind diese aus recycelten Schiffscontainern, die nach Belieben zusammengebaut und erweitert werden können.
Dadurch können die schwimmenden Wohnungen praktisch
überall auf der Welt aufgestellt werden, wo Städte ans Wasser grenzen.
9. Bogenförmige Hütten aus Stahl für unter 10.000 Euro
Credit: Arched cabins
Eine der günstigsten Optionen, wenn man ein Eigenheim möchte, aber nicht viel Geld hat, sind Hütten aus Stahl -
Arched Cabins. Durch ihre Bogenform sind sie extrem stabil und können Wind bis zu einer Stärke von über 200 km/h trotzen.
Um die Kosten möglichst gering zu halten, werden sie als Selbstbau-Set verkauft, die innerhalb von drei Tagen zusammengebaut werden können. Die billigsten kosten gerade mal rund 1000 Euro (mit Versandkosten etwas mehr).
Pointiert und meinungsstark: Der HuffPost-WhatsApp-Newsletter
![2016-07-22-1469180154-5042522-trans.png]()
-- This feed and its contents are the property of The Huffington Post, and use is subject to our terms. It may be used for personal consumption, but may not be distributed on a website.