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Digitale Revolution: Die neue Normalität ist anders als Sie denken

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Die neue Normalität ist nicht die Rückkehr zu den gewohnten Abläufen.

Unsere Gegenwart ist geprägt von Disruption und gravierenden Veränderungen. Der Wunsch nach einer „Rückkehr zur Normalität" ist daher verständlich - vor allem bei Menschen, deren Leben und Jobs sich in letzter Zeit drastisch verändert haben.

Das ist aber schlichtweg unmöglich. Denn diese „Normalität" gibt es nicht mehr. Die unauffälligen, schrittweisen Verbesserungen, die das post-industrielle Zeitalter mit sich brachte, sind von der Digitaltechnologie des Informationszeitalters überrollt worden. Es gibt jetzt einen neuen Normalzustand. Und der heißt nicht Stabilität, sondern Veränderung.

Wie lang wird dieser Zustand voraussichtlich anhalten? Einen guten Anhaltspunkt bietet uns ein Blick in die Vergangenheit, zurück auf die Epoche, die zum letzten Mal das Leben der Menschen so entscheidend verändert hat. Die industrielle Revolution.

Wie lang dauerte diese Epoche? Die meisten Quellen geben einen Zeitraum von 60 bis 80 Jahren an, von 1760 bis 1820 oder 1840. Nehmen wir mal großzügig an, dass die Informationsrevolution sich schneller vollziehen wird. Vielleicht sogar doppelt so schnell. Das wären dann also 30 bis 40 Jahre, von denen etwa zehn Jahre schon vorbei sind. Alle, die zum „Normalzustand" zurückkehren wollen, müssen sich also noch etwa 20 bis 30 Jahre gedulden. Für die meisten Menschen dürfte das der Rest ihres Arbeitslebens sein.

Alles bleibt anders

Ihr Wunsch ist also unerfüllbar. Es wird keine Rückkehr zu den gewohnten Arbeitsabläufen mehr geben. Wir befinden uns mitten in einem kontinuierlichen Veränderungsprozess, der noch Jahrzehnte andauern wird. Vielleicht sogar den Großteil unseres Lebens. Das ist der neue Normalzustand.

Wie könnte es auch anders sein? Wir haben Technologien entwickelt, die unsere Kommunikation so revolutionieren, wie das Industriezeitalter unsere Produktionsmittel und Reisemöglichkeiten revolutioniert hat. Unser gesamtes Leben verändert sich dadurch. Ich war zehn Jahre alt, als ich zum ersten Mal mit einem Computer ein Berührung kam - einem Sinclair ZX81 - und es dauerte weitere zehn Jahre, bis ich zum ersten Mal einen Computer mit Internetanschluss sah.
Meine Tochter ist gerade mal 18 Monate alt und hat nie eine Welt ohne Tablets und Glasfaser-Breitbandnetz erlebt. Eines ihrer erste Wörter war „iPad". Der Unterschied zwischen ihrer Kindheit und meiner wird so viel größer sein als der Unterschied zwischen meiner Kindheit und der meiner Eltern.

Von der Straße aufs Meer

Mein Vater hat den Großteil seines Lebens für einen einzigen Arbeitgeber gearbeitet: BP. Er fing vor meiner Geburt bei einer Firma an, die irgendwann von BP aufgekauft wurde, und blieb dort, bis er in Rente ging. Ich habe bereits für Dutzende Unternehmen gearbeitet: Vollzeit, Teilzeit und freiberuflich. Das ist heute normaler als das Arbeitsleben meines Vaters. Die stabilen Zeiten, die den Rahmen für solch dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse boten, sind vorbei. Niemand kann sagen, welche Firmen es als nächstes trifft. Wer hätte vor 20 Jahren schon das Ende von Kodak vorhergesagt? Wer hätte gedacht, dass die einflussreichsten Zeitungen der Welt zu Beginn des 21. Jahrhunderts ums Überleben kämpfen würden?

Wer weiß, welche Branchen als nächstes dran sind? Welche Technologien werden unser Leben so auf den Kopf stellen, wie Internet und Mobiltelefone es getan haben? Wird die Produktion durch 3-D-Drucker nachhaltig verändert werden, oder geschieht dies durch das „Internet der Dinge"? Werden Trendscouts und Designer durch die vielen privaten Mode- und Schmuckhersteller und die computergestützte Personalisierung von Kleidung bald überflüssig sein?

Die Zukunft folgt keinem Fahrplan. Wir befinden uns auch längst nicht mehr auf einer Straße, die immer geradeaus führt. Wir sind auf dem offenen Meer, inmitten der Wellen und Stürme der Disruption. Uns bleibt nur, auf die Wettervorhersage zu achten und zu hoffen, dass wir das Unwetter unbeschadet überstehen. Und vielleicht, wenn wir den Wetterbericht richtig interpretieren und unser Boot richtig positionieren, können wir vom Wind profitieren und auf den Wellen der Veränderung in die Zukunft segeln.

Willkommen in der neuen Normalität. Es könnte stürmisch werden ...

Adam Tinworth schreibt für den Blog der NEXT Berlin und bloggt auch live von der Trendkonferenz für digitale Businessthemen. Die NEXT Berlin 2014 findet am 5.-6. Mai im Berliner Congress Center statt. Tickets und Infos auf www.nextberlin.eu.

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