Quantcast
Channel: Germany
Viewing all articles
Browse latest Browse all 24594

Bildung in der Schule: Eltern fordern Revolution

$
0
0
Es ist eines der meist diskutierten Themen in unserer Gesellschaft. Die Frage nach Bildung und Förderung junger Menschen.

Die Politik hat dazu in der Vergangenheit eine ganze Menge Gesetze erlassen - und viele Nackenschläge kassiert. Die Einführung des Turbo-Abiturs, das in der Bevölkerung mehrheitlich auf Ablehnung stößt, ist nur eines von vielen Beispielen.

Jetzt erreicht die Kritik gegen das Bildungskonzept in Deutschland eine neue Stufe. In der am Mittwoch veröffentlichten 3. Jako-o-Bildungsstudie rechnen Eltern schonungslos mit dem System Schule ab.

„Willkürlich und ungerecht"

Die repräsentative Umfrage unter 3.000 Eltern mit schulpflichtigen Kindern im Alter bis zu 16 Jahren hat ihre Meinung zum Bildungssystem in Deutschland gemessen.

Das Ergebnis fällt katastrophal aus: Neun von zehn befragten Eltern wollen das gegenwärtige System abschaffen.

Der Hauptkritikpunkt der Eltern: das Abitur. Der gymnasiale Schulabschluss unterliegt in Deutschland nicht einheitlichen Standards, sondern wird in vielen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt.

92 Prozent der befragten Eltern sprechen sich dagegen für ein Zentralabitur aus.

Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann von der Universität Bielefeld, einer der Autoren der Studie, zieht eine bedenkliche Bilanz: „Das gegenwärtige föderale System ist aus Sicht einer erdrückenden Mehrheit der Eltern willkürlich und ungerecht.“

Forderung: Bildung muss Sache des Bundes werden

Mitautorin Andrea Bude, stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrats, geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie fordert, das bildungspolitische Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern komplett aufzuheben:

„Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam die Verantwortung dafür übernehmen, dass Bildung und Ausbildung in ganz Deutschland unter gleichen Rahmenbedingungen stattfinden. Der Bildungserfolg eines Kindes darf nicht davon abhängen, in welchem Bundesland es aufwächst.“

Hintergrund von Budes Kritik ist die große Diskrepanz im deutschen Schulsystem, eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Diese Einschätzung vertritt zumindest die Mehrheit der Eltern.

84 Prozent plädierten in der Studie dafür, dass alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland dieselben Bildungschancen erhalten. Tatsächlich erfüllt sehen diese Forderung jedoch nur 29 Prozent.

Eltern beklagen fehlende Einheitlichkeit

Das gleiche Bild entsteht bei der Betrachtung des Bildungssystems nach Bundesländern. 73 Prozent fordern der Studie zufolge einheitliche Bildungsstandards in allen Bundesländern. Lediglich 16 Prozent sehen das derzeit als gegeben an.

Bildungsforscher Tillmann sieht angesichts der Stimmung in der Bevölkerung die Politik unter Zugzwang.

„Wenn neun von zehn Eltern das länderspezifische Abitur als ungerecht und abschaffungswürdig ansehen, kann das in einem demokratischen Staat nicht ohne Reaktionen bleiben. Eine Bildungspolitik, die Eltern verstärkt einbeziehen will, wird mit solchen Forderungen umgehen müssen“, sagte er anlässlich der Studienpräsentation in Berlin.


Die weiteren Kritikpunkte der Eltern:


1. Grundschule

Vier Jahre Grundschule, das ist vielen Eltern zu kurz. Drei Viertel plädieren der Studie zufolge für längeres gemeinsames Lernen. 58 Prozent würden die Grundschulzeit auf sechs Jahre ausweiten.


2. Turboabitur

Über kaum ein anderes bildungspolitisches Thema ist in den vergangenen Wochen und Monaten so kontrovers gestritten worden wie über dieses. Die Eltern in Deutschland haben, glaubt man der Studie, eine deutliche Meinung.

79 Prozent würden ihr Kind ein Jahr länger zur Schule schicken, wenn sie die Wahl hätten. Immerhin mehr als die Hälfte (54 Prozent) wünschen sich ein Doppelangebot aus G8 und G9.

Das sogenannte Turboabitur ermöglicht es Gymnasiasten, ihr Abitur schon nach zwölf Schuljahren abzulegen. Viele Bundesländer sind nach zum Teil harscher Kritik inzwischen aber wieder zur alten Variante zurückgekehrt.


3. Ganztagsbetreuung

Da in immer mehr Familien Vater und Mutter berufstätig sind, wünschen sich die Eltern ein verbessertes Angebot für Ganztagsschulen.

Der Studie zufolge erhoffen sie sich dadurch nicht nur eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch eine individuell besser abgestimmte Förderung für ihr Kind.

Die stellvertretende Bundeselternrats-Vorsitzende Bude bringt die Forderung auf den Punkt: „Es muss ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen über alle Schulstufen hinweg für alle Kinder geben, deren Eltern das wünschen.”


4. Inklusion

Das gemeinsame Lernen von Kindern mit Behinderung und Kindern ohne Behinderung - diese Herausforderung haben viele Schulen noch nicht gemeistert, auch weil sich viele davor drücken.

Das soll sich künftig ändern. Geht es nach den in der Studie befragten Eltern, ist Inklusion ein Auftrag für alle Schulen.

Das Bildungsangebot, das sich viele Eltern wünschen, sieht demnach so aus: gemeinsames Lernen und individuelle Förderung von allen Kindern - egal ob sie behindert sind oder nicht.


Weitere Ergebnisse der Studie finden Sie hier:




Auch auf HuffingtonPost.de: Setzt eine belgische Hochschule jetzt Drohnen ein, um Studenten bei Prüfungen zu überwachen?








Viewing all articles
Browse latest Browse all 24594

Trending Articles



<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>