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Das Grauenvollste, was mir als Mutter je passiert ist

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Bei einer Lesung letztens stand eine Frau auf und fragte „Können Sie uns über Ihren schlimmsten Moment als Mutter erzählen?"

„Erwischt. Nein.", sagte ich. „Ich kann nicht. Ich würde gerne, aber ich kann das hier nicht erzählen. Ich werde uns sonst in Schwierigkeiten bringen."

Aber ich kann es Ihnen an dieser Stelle erzählen. Wahrscheinlich sollte ich es nicht tun, aber die Geschichte ist es wert erzählt zu werden.

LESEN SIE DIESEN TEXT NUR, WENN:

1. Sie sich nicht über gelegentliches Fluchen gegenüber Kindern aufregen.
2. Es Ihnen Spaß macht, Essays zu lesen, die einen nicht belehren. Keine Weisheiten, keine Tipps.
3. Sie „Breaking Bad" angeschaut haben und ein klitzekleines bisschen auf Jesse standen - und sich dachten, dass mit Meth zu dealen und wiederholtes Töten doch nicht so schlimm sind. Letztendlich ist doch niemand perfekt.

Also, falls Sie immer noch da sind, lassen Sie uns anfangen.

Vor ein paar Monaten fingen Craig und ich an, jeden Abend „Breaking Bad" anzuschauen. Wir liebten „Breaking Bad", obwohl Craig manchmal meinen Mund mit seinen Händen schließen musste, da ich an mehreren Stellen der Handlung in Schockstarre geriet. Die Serie regte mich oft auf, aber auf eine gute Art und Weise. Jeden Abend brachten wir die Kinder so schnell es ging ins Bett und ließen uns in unserem eigenen Himmel nieder - auf unserer grünen Couch und BAM! - das ganze Drama entfaltete sich vor unseren müden Augen.

Eines Nachmittags während dieser Zeit war ich gerade dabei, Uno mit meinen Töchtern zu spielen. Ich war zwar körperlich anwesend, aber nicht wirklich mental - wenn Sie verstehen, was ich meine. Weil ich Uno spielte. Mit einem Kindergartenkind und einer Zweitklässlerin, die sich gegenseitig hassen und noch nicht herausgefunden haben, dass ihre widersprüchlichen, leidenschaftlichen Gefühle für einander eigentlich Liebe bedeuten.

Also tun sie nichts anderes als zu streiten. Und falls sie mal nicht streiten, dann planen sie ihren nächsten Streit. Ich weiß, dass es spirituelle Menschen da draußen gibt, die einen solchen Moment als etwas Tolles ansehen, aber diese Menschen haben noch nie Uno mit meinen Töchtern gespielt.

Denn das könnte man mit einer Welt jenseits der Realität vergleichen. Einer heulenden und mit den Zähnen knirschenden Welt mit Feuer und Folter, die den Tag deiner Geburt verflucht. Also spielte mein Körper zwar Karten, aber meine Gedanken waren bei Jesse und wie dieser süßer Junge bloß diesem unglücklichen Meth/Mord-Dilemma entkommen würde, wo er doch an seinem Schicksal keine Schuld trug.

Plötzlich wurde ich aus meinem Tagtraum gerissen, als mir jemand auf das Bein klopfte und „Du bist dran." sagte. Da ich die meiste Zeit in meinem Kopf lebe, spiegelt dieser Moment die Geschichte meines Lebens ganz gut wider. Dieser Moment, in dem ich glücklich in meiner Gedankenwelt versunken bin und irgendwer versucht, mich in die Gegenwart zurückzuholen - und ich daraufhin herausfinden muss, mit wem ich da bin, wo ich bin und was gerade passiert.

Das ist der Grund warum wir Tagtraum-Introvertierten immer so benommen und verwirrt erscheinen. Wir sind wie Taucher, die in der Tiefe nach einem Schatz suchen, aber immer wieder an die Wasseroberfläche getrieben werden. Es kostet Zeit aufzutauchen und sich neu zu orientieren.

Als ich nach einem Anhaltspunkt suchte, sah ich eine Uno-Karte in meiner Hand. Das war ein SUPER Anhaltspunkt! Offensichtlich spielte ich Uno! Und siehe da! Ich hatte nur noch eine Karte übrig! Das bedeutete, dass ich am gewinnen war! Ba-Bam! Und bevor ich eine Ahnung hatte, was ich tat, hielt ich meine Karte in die Luft und schrie:

„UNO, BITCHES!"

Ich sagte „Uno, Bitches" zu meinen 5- und 7-jährigen Töchtern. Ich nannte meine Töchter „Bitches". Mitten in einem Familien-Karten-Spiel.

Irgendwie hatte mein Unterbewusstsein die Persönlichkeit von Jesse angenommen Jesse sagt das, nicht ich. Ich nenne keine Menschen Bitches. Natürlich fluche ich. Aber eher wie ein Seemann und nicht wie Paris Hilton. Und normalerweise auch nicht gegenüber meinen kleinen, süßen Kindern. Vielleicht einmal aus Versehen, wenn sie dabei sind, zum Beispiel wenn ich die Tür nicht aufbekomme oder etwas auf meinen Zeh fällt. Aber ich beschimpfe niemals sie direkt. Natürlich auch manchmal, wenn sie heimlich mein Eis essen. Aber was ich damit sagen will ist - fast nie.

Das „UNO, BITCHES!" hing wie eine Wolke in der Luft. Und wir saßen alle da und starrten still diese Wolke an.

Ich schaute hoch und Craig stand an der Tür. So sah sein Gesicht aus:

2014-08-25-craigbb.jpg

Und ich starrte so zurück:

2014-08-25-glennonbb.jpg

Und meine Töchter schauten mich so an - genauso wie ich Breaking Bad anschaue - Mund weit offen, Augen aufgerissen, wie versteinert.

2014-08-25-shockedgirls.jpg

Es tut mir leid, sagte ich.

Es tut mir so so leid.

Das Ganze tut mir wirklich leid.

Und das war's. Ich konnte ihnen meinen Breaking-Bad-Tauchgang nicht erklären. Ich konnte einfach nicht.

Ich gewann Uno.

Und wir machten einfach weiter.

Ich will mit dieser Geschichte keine Lektion erteilen, was man als Eltern nicht tun sollte. Ich habe nichts dergleichen für Sie.

Ich habe meine süßen Töchter „Bitches" genannt. Und das, wo mich Amazon eine offizielle Erziehungsexpertin nennt. Die Sache ist: Wenn Sie Ihre Kinder nie „Bitches" genannt haben - dann glaube ich sind Sie ein Erziehungsguru. Schön für SIE. Wirklich. Gut gemacht.

Bitteschön. Sie sind wundervolle Eltern. Gehen Sie den Tag mit erzieherischem Selbstbewusstsein und Würde an, Bitches.

In Liebe,
G ( Erziehungsexpertin)

Dieser Text erschien zuerst auf Momastery.

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