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Der Lautsprecher: Social Media Week, Barcamp, Twitter-Party - Wie ‚social' sind wir wirklich?

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Jeden ersten Freitag im Monat schreibt Marei Martens für den Lautsprecher, die Branchenkolumne der strategischen Kommunikationsagentur UMPR. Aus Expertensicht - aber ohne Tunnelblick - identifiziert und bewertet sie Trends und Entwicklungen aus Marketing und Kommunikation.

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Die Kommunikation mit anderen Menschen ist für uns essenziell. Es sind nur das „Wie" und „Wo", die sich im Takt des technischen Fortschritts stetig wandeln. Unsere Geselligkeit hat das Internet zum Social Web gemacht (und sich dorthin verlagert). Und so erleben wir heute
one of the biggest shifts in how we communicate in human history
so die Gegenwartsbeschreibung der Macher der Social Media Week. Vernetzt euch! Das ist die Botschaft der Bewegung, die sie seit 2009 in die Welt trägt. Auf mittlerweile fünf Kontinenten in Städten wie Tokyo, Sao Paulo, New York, Toronto, Kopenhagen, Berlin und Hamburg befeuert sie alle Kanäle rund um digitale Themen und zeigt jeweils für eine Woche im Jahr, wie eine hyper-vernetzte Welt aussieht. Die Zahlen der Konferenzen sprechen für sich: Auf der Social Media Week im September 2013 erreichten 1745 Speaker auf 1000 Events in acht Städten 27.000 Teilnehmer gleichzeitig. Ein bisschen anschaulicher gibt es das Ganze hier.



Auch das ursprünglich dem Computer-Nerd vorbehaltene Barcamp ist gesellschaftsfähig geworden. 2013 fanden in der DACH-Region laut www.barcamp-liste.de über 70 solcher Un-Konferenzen statt, die vor Themenvielfalt nur so strotzten: Offene Barcamps warteten neben Sessions wie „YouTube und Unternehmen" schon mal mit Vorträgen zu „autoerotischen Unfällen" oder „Bienenzucht" auf. Wem's gefällt... der sorgt bei der gemeinsamen Sessionplanung dafür, dass 'sein' Thema es auch aufs Podium schafft. Nur für schnelle Tipper sind die Twitter-Partys geeignet, die z. B. von Blogst - einem deutschen Blogger-Netzwerk, das verschiedene Formate für die und in der Blogosphäre verwirklicht - veranstaltet werden. Und viele Kundenbetreuer bringen über weite Entfernungen hinweg ihre Dienstleistungen und ihr Wissen in Webinaren an den Nutzer.

Befinden wir uns alle im digitalen Gesellschaftsrausch? Oder ist es eher so, dass die rege Teilnahme an 'social' Events (solchen, die im oder um das Social Web herum gebaut werden), Ausdruck von Verunsicherung, der Sehnsucht nach dem großen 'Aha'-Effekt und vor allem des Wunsches sind, endlich zu den digitalen Wunderkindern in den USA und Asien aufzuschließen? Christian Meier bestätigt diese These in seiner Zusammenfassung der diesjährigen DLD Conference.
Old white guys with Google Glass
nennt er die Teilnehmer, die ihr Wissen um Trends und das ‚nächste große Ding' verdächtig gewollt nach außen darstellen.
Wer mithalten will, sollte allerdings die grundsätzlichen Veränderungen in unserer Kommunikation verstehen und vor allem verinnerlichen, anstatt hektisch auf jeden Trendzug aufzuspringen.

In der Theorie kennen Kommunikationsverantwortliche die Mechanismen des Social Web, können sie jedoch häufig für die eigene Marke nicht umsetzen. Zu starre und risikoscheue Strukturen hindern sie daran und ganz sicher auch der Stolz, sich nicht von den Jüngeren sagen zu lassen, wie es besser geht. Die Jungen sind es allerdings, die das Digitale leben - dazu gehören auch Counter Strike, das Privatleben auf facebook und (Achtung, jetzt kommt's!) tatsächliches, ehrliches Engagement für eine Marke. Das zeigen sie dann auch im Netz. Und darum geht es schließlich beim Konzept der Marke. Die Social Media Week, Barcamps und Twitter-Partys zeigen, wie Kommunikation im Netz funktioniert:
  1. It's User Generated. Die Teilnehmer agieren, statt zu reagieren. Das Barcamp macht es vor. Es wird nicht nur konsumiert, sondern aktiv am Format mitgearbeitet - einfach, weil es Spaß macht. Intrinsische Motivation nennt man das. Es zeigt uns Kommunikatoren, dass wir Mut haben müssen, Kontrolle an die Zielgruppen abzugeben. Dann kommt Dynamik in die Sache.

  2. It's 360. Alle aufgezählten Formate finden im Social Web statt. Warum? Die richtigen Kanäle werden gleich mitgedacht. Die Social Media Week kriecht über Hashtags, Livestreams oder Fotos auch in die hintersten Ecken der Erde - Breitband-Internet vorausgesetzt. Also: immer alle (digitalen) Kanäle mitdenken!

  3. It's emotional. Das permanente digitale Grundrauschen frisst Aufmerksamkeit und erhöht die Reizschwelle. Deshalb werden Emotionen wichtiger als Zahlen und Fakten, Fotos und Bewegtbild zeilführender als Worte. Für die Kommunikationsarbeit heißt das: lieber ein Harlem Shake mehr, als endlose Textwüsten.

  4. It's laid back. Wenn wir eines von den Digital Natives lernen können, dann Offenheit und Experimentierfreudigkeit. Einfach mal locker lassen, einfach mal machen. Auch die Markenkommunikation darf deshalb nie still stehen - die Menschen, die erreicht werden sollen, tun dies ja auch nicht.


Wer diese Tipps ernst nimmt, nähert sich den Menschen, die seine Marke oder sein Unternehmen erreichen soll.

Es mag paradox klingen, aber: Die digitale Welt lässt zwischenmenschliche Beziehungen mitnichten verkümmern, wie Kritiker immer wieder behaupten. Nein, sie schafft eine neue Form der Geselligkeit, die auch ins Analoge übertragen wird. Die Geschichten vom Lagerfeuer, die Menschen in der analogen Steinzeitwelt erzählten, hallen heute auch durch Smartphone-Lautsprecher und flackern über Tablet-Displays.

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