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Abercrombie & Fitch: Ex-Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen Mode-Marke

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Es war ein bizarres Geschäftsmodell, das Abercrombie & Fitch auch in Deutschland lange Zeit praktiziert hat.

Am Eingang der Modelabels posierten junge, gut aussehende Männer mit Waschbrettbauch - oben ohne versteht sich. Die Aufgabe der sogenannten "Shirtless Greeter": Noch hübschere Frauen auf der Straße anzulocken und zu einem Einkauf bei A & F zu bewegen.

Die Botschaft, die das Unternehmen senden wollte: Unser Angebot ist nur etwas für Frauen mit Schönheitsideal. Entsprechend war das Sortiment weitestgehend auf Maßgrößen beschränkt. Diese elitäre Strategie hat A & F lange Zeit sehr erfolgreich gemacht.

Kolossaler Imageverlust

Dann hat die Öffentlichkeit angefangen, darüber nachzudenken wie schädlich, wie diskriminierend so eine Kundenselektion ist. Das Image von A & F ging in den Keller, die Aktie brach seit 2011 um 50 Prozent ein. Inzwischen ist das Unternehmen von seinen eigenen Prinzipien abgerückt.

Das war auch dringend notwendig. Denn offenbar herrschten hinter den Kulissen bei A & F unhaltbare Zustände. Das haben jetzt ehemalige Mitarbeiter gegenüber der „Welt” enthüllt.

Sie erheben schwere Vorwürfe gegen ihren früheren Arbeitgeber:




Bizarrer Schönheitswahn


Bei A & F war die persönliche Freiheit der Angestellten offenbar so stark eingeschränkt, dass das Unternehmen seinen Beschäftigten sogar auferlegte, wie sie auszusehen haben.

Ein früherer Mitarbeiter berichtete der „Welt” von einer strengen Look-Policy. Demnach bestimmte A & F, „welche Frisuren erlaubt waren, wie die Hose gekrempelt wurde, wie trainiert der Oberkörper zu sein hatte, die Brustwarzen auszusehen hatten.” Wer den Idealvorstellungen nicht entsprach, fiel durchs Raster.

Ein anderer Mitarbeiter berichtete von grotesken Vorgängen im Einstellungsverfahren. Seiner Aussage nach schickte A & F sämtliche Fotos von Bewerbern in die US-Hauptzentrale, um dort deren Aussehen begutachten zu lassen. Wer nicht dem optischen Anspruch entsprach, wurde offenbar ausgesiebt.

Ein weiterer Vorwurf: Um zu einem "Shirtless Greeter" aufzusteigen, machte A & F seinen Mitarbeitern anscheinend klare Auflagen. „Muskeln aufbauen, die Brille durch Kontaktlinsen ersetzen und das Haar mit Wachs stylen.” Persönliche Freiheit sieht anders aus.

„Ich finde es abartig, dass jungen Menschen vermittelt wird, nur die dünnen, trainierten, blonden, großen Menschen seien angesagt", beschwerte sich ein Ex-Mitarbeiter.




Belästigung bei der Arbeit


Zum Geschäftsprinzip von A & F gehört laute Disco-Musik auf der Verkaufsfläche, die sogar bis draußen in die Einkaufspassage dröhnt. Für Angestellte eine Zumutung.

Ein ehemaliger Mitarbeiter sagte der „Welt”: "Sie lief sogar nach Ladenschluss auf voller Lautstärke, das sollte uns beim Aufräumen in Schwung halten. Irgendwann haben wir eine kleine Rebellion gestartet, sodass sie zumindest leiser gestellt wurde."

Ein ehemaliger "Shirtless Greeter" fühlte sich bei seiner Arbeit körperlich belästigt: "Man muss damit klarkommen, dass einem Frauen, ohne zu fragen, einfach an den Bauch fassen. Das sind ja Kunden, zu denen durfte ich nicht sagen: Finger weg!"




Penetrante Chefs


Für A & F hat Ordnung oberste Priorität. Glaubt man Schilderungen von ehemaligen Mitarbeitern stellt sich das im Verkaufsalltag so dar: Kleidung muss millimetergenau sortiert werden. "Klappte das nicht, zog der Manager alles wieder aus dem Regal, im schlimmsten Fall musste man gehen", beschwerten sich ein früherer Angestellter.

Ebenfalls eine abstruse Betriebsanweisung, die bei A & F offenbar gang und gebe war: Kunden draußen vor dem Laden warten zu lassen, um großen Andrang zu suggerieren.

"Obwohl der Laden nicht voll war, sollten wir die Leute draußen warten lassen. Wir haben manchmal nur fünf von zehn Umkleidekabinen aufgesperrt, sodass die Kunden dort weitere 15 Minuten anstehen mussten", erzählten zwei Mitarbeiter.




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