Es gab Zeiten, da war das, was Tony Blair sagt, Gesetz in Großbritannien.
Die Zeiten sind lange vorbei. Spätestens seitdem der Ex-Premier 2007 mit Schimpf und Schande aus dem Amt verabschiedet wurde.
Blair war Jahrzehnte lang das, was sie in der Politik einen großen Player nennen. Einer, der aktiv gestaltet, Dinge vorantreibt - Brücken baut. Eine Brücke nach Europa etwa.
Denn das war es, was den wirtschaftlichen Erfolg der Briten über Generationen hinweg ausgemacht hat. Die aktive Anbindung an die EU und ihre wichtigsten Mitglieder.
Großbritannien ist bis heute ein Schwergewicht in Europa. Und Blair war eine der wichtigsten Avantgardepersonen auf diesem Kurs.
In Großbritannien herrscht europafeindliche Stimmung
Derjenige, der den europäischen Gedanken öffentlich vorgelebt hat - gegen alle Ressentiments in Teilen der Bevölkerung.
Seit seinem Abdanken jedoch haben sich die Dinge geändert. Viele Briten sind nicht mehr nur europakritisch, was sie eigentlich immer waren.
Sie sind europafeindlich geworden. Genau diese Stimmung im Lande kocht derzeit auf dem Siedepunkt.
Spätestens in drei Jahren, so hoffen viele Menschen in Großbritannien, soll Schluss sein mit Europa. UK soll raus aus der EU.
Ein für 2017 angepeiltes Volks-Referendum für einen Austritt findet immer mehr Syphatisanten.
Geht es nach der EU-feindlichen Partei Ukip und ihrem Chef Nigel Farag, der bei den Europawahlen zum Sieger in Großbritannien aufgestiegen war, soll der Abgesang auf die EU schon früher erfolgen.
Es sind Menschen wie Farag, die dafür gesorgt haben, dass kaum jemand in Großbritannien mehr etwas darauf gibt, was Tony Blair sagt.
Wenn der frühere Premiere seine Landsleute etwa davor warnt, Europa den Rücken zuzukehren. Wenn er es als „töricht” oder „Dummheit” bezeichnet, dass Großbritannien aus der EU ausscheiden will.
So wie vor kurzem bei einer Rede an der Londoner Business School. In einem flammenden Appell warb Blair dafür, dass die Briten der Staatengemeinschaft die Treue halten.
"Großbritannien hat eine große Chance, Europa zu führen und sowohl sein eigenes Problem zu lösen, als auch die nötigen Reformen in Europa anzutreiben", rief Blair seinen Zuhörern, vornehmlich jungen Studenten, zu.
Es besteht die Gefahr, dass seine Botschaft verstummt.
Großbritannien droht der wirtschaftliche Kollaps
Dabei hätten die Briten allen Grund dazu, ihre Anti-Europa-Haltung gründlich zu überdenken.
Studien bescheinigen dem Vereinten Königreich im Falle eines EU-Austritts nämlich verheerende finanzielle Schäden, bis hin zum wirtschaftlichen Kollaps.
Eine Analyse des Centre for Economic Performance (CEP) an der London School of Economics kommt zu dem Ergebnis: Die Isolation von Europa könnte Großbritannien härter treffen als die Finanzkrise 2007.
Damals war das Land in eine tiefe Rezession verfallen. Das Bruttoinlandsprodukt war um 7 Prozent eingebrochen.
Für die Gesamtwirtschaft bedeutete das seinerzeit einen Verlust von 117 Milliarden Pfund (146 Milliarden Euro).
Nun könnte alles noch viel schlimmer kommen.
Sollten die Briten das Referendum 2017 wirklich dazu nutzen, der EU-Mitgliedschaft den Gnadenstoß zu versetzen - ihr Land würde wirtschaftlich in die Steinzeit zurückversetzt werden.
So wirkt es zumindest, wenn die CEP-Ökonomen prophezeihen, dass die Wirtschaftsleistung Großbritanniensbei Aufgabe der EU-Zugehörigkeit im schlimmsten Fall um zehn Prozent schrumpfen könnte.
Wenn die Banken davonlaufen
Die alarmierende Stimmung scheint aus mehreren Gründen gerechtfertigt.
Rund 45 Prozent aller Ausfuhren aus Großbritannien gehen in den Euro-Raum. Kurz gesagt: Die Briten machen Geschäfte mit Europa. Lukrative Geschäfte.
Sollte ein gravierender Teil dieser Einnahmen wegbrechen - etwa durch Zölle oder andere Handelsbarrieren - würde der Effekt bis auf die Bevölkerung durchschlagen.
Bislang wurde das Lohnniveau in Großbritannien als allgemein hoch eingestuft. Sollte die EU-Mitgliedschaft aber tatsächlich aufgekündigt werden, müssten die Briten künftig mit weniger Gehalt auskommen, warnt John Van Reenen, einer der Autoren der CEP-Studie, gegenüber dem „Handelsblatt".
Für die Gesamtwirtschaft Großbritanniens zeichnen sich ebenso starke Nachteile ab.
Die Briten hängen quasi am Tropf der Finanzindustrie. Deren Anteil am BIP macht immerhin rund 8 Prozent aus.
Ein Wert, der weit über dem europäischen Durchschnitt liegt.
Dem Finanzplatz London droht die Katastrophe
Sollte das Vereinte Königreich die Mitgliedschaft zur EU allerdings aufkündigen, läuft es Gefahr, einflussreiche Banken zu zu verprellen, die mehr und mehr zu einer Stütze der Volkswirtschaft werden.
Ein Szenario, das den Briten unter Umständen blüht: Angeblich spielen namhafte Geldinstitute wie Morgan Stanley, Citigroup oder Bank of America bereits mit dem Gedanken, den Finanzplatz London zu verlassen und nach Irland abzuwandern.
Dort ist die Finanzsparte sogar noch wichtiger für das BIP. Ihr Anteil liegt bei 10 Prozent.
Und: Irland gehört zur EU und ist auch nicht gewillt, daran etwas zu ändern.
Für Banken gewissermaßen ein Eldorado. Für Großbritannien eine Katastrophe, deren Ausmaße derzeit noch nicht mal gänzlich absehbar sind.
In jedem Fall würden die Briten mit einer Abkehr von der EU wohl eine Vielzahl ihrer ausländischen Investoren vertreiben, die sie derzeit wirtschaftlich über Wasser halten.
Blairs Idee von Europa muss weiterleben
Bei ausländischen Direktinvestitionen ist Großbritannien mit Abstand spitze in Europa, über mehrere Branchen verteilt.
Besonders gut da steht die High-Tech-Sparte, die sich zur Zeit noch die qualifiziertesten Nachwuchskräfte auf dem europäischen Arbeitsmarkt angelt.
Dass die lukrative Jobs vorfinden, dafür sorgen eine ganze Schar an Großkonzernen, die sich in der Vergangenheit in Großbritannien angesiedelt hat. Im guten Glauben, an einer Schaltzentralen der europäischen Wirtschaft anzudocken.
Sollten die Briten aber künftig aus der EU ausscheiden, hat diese Win-win-Konstellation die längste Zeit Bestand gehabt.
Eine Gefahr, die Tony Blair längst erkannt hat.
"Jedermann in der wirklichen Welt weiß, dass wir weniger wirtschaftlich attraktiv für den Rest der Welt wären", appellierte der frühere Premier an die Studenten der Londoner Business School.
Für Großbritannien bleibt zu hoffen, dass der Nachwuchs seine Idee von Europa verstanden hat.
Die Zeiten sind lange vorbei. Spätestens seitdem der Ex-Premier 2007 mit Schimpf und Schande aus dem Amt verabschiedet wurde.
Blair war Jahrzehnte lang das, was sie in der Politik einen großen Player nennen. Einer, der aktiv gestaltet, Dinge vorantreibt - Brücken baut. Eine Brücke nach Europa etwa.
Denn das war es, was den wirtschaftlichen Erfolg der Briten über Generationen hinweg ausgemacht hat. Die aktive Anbindung an die EU und ihre wichtigsten Mitglieder.
Großbritannien ist bis heute ein Schwergewicht in Europa. Und Blair war eine der wichtigsten Avantgardepersonen auf diesem Kurs.
In Großbritannien herrscht europafeindliche Stimmung
Derjenige, der den europäischen Gedanken öffentlich vorgelebt hat - gegen alle Ressentiments in Teilen der Bevölkerung.
Seit seinem Abdanken jedoch haben sich die Dinge geändert. Viele Briten sind nicht mehr nur europakritisch, was sie eigentlich immer waren.
Sie sind europafeindlich geworden. Genau diese Stimmung im Lande kocht derzeit auf dem Siedepunkt.
Spätestens in drei Jahren, so hoffen viele Menschen in Großbritannien, soll Schluss sein mit Europa. UK soll raus aus der EU.
Ein für 2017 angepeiltes Volks-Referendum für einen Austritt findet immer mehr Syphatisanten.
Geht es nach der EU-feindlichen Partei Ukip und ihrem Chef Nigel Farag, der bei den Europawahlen zum Sieger in Großbritannien aufgestiegen war, soll der Abgesang auf die EU schon früher erfolgen.
Es sind Menschen wie Farag, die dafür gesorgt haben, dass kaum jemand in Großbritannien mehr etwas darauf gibt, was Tony Blair sagt.
Lesen Sie auch: "In fünf Jahren sind die Briten nicht mehr in der EU"
Wenn der frühere Premiere seine Landsleute etwa davor warnt, Europa den Rücken zuzukehren. Wenn er es als „töricht” oder „Dummheit” bezeichnet, dass Großbritannien aus der EU ausscheiden will.
So wie vor kurzem bei einer Rede an der Londoner Business School. In einem flammenden Appell warb Blair dafür, dass die Briten der Staatengemeinschaft die Treue halten.
"Großbritannien hat eine große Chance, Europa zu führen und sowohl sein eigenes Problem zu lösen, als auch die nötigen Reformen in Europa anzutreiben", rief Blair seinen Zuhörern, vornehmlich jungen Studenten, zu.
Es besteht die Gefahr, dass seine Botschaft verstummt.
Großbritannien droht der wirtschaftliche Kollaps
Dabei hätten die Briten allen Grund dazu, ihre Anti-Europa-Haltung gründlich zu überdenken.
Studien bescheinigen dem Vereinten Königreich im Falle eines EU-Austritts nämlich verheerende finanzielle Schäden, bis hin zum wirtschaftlichen Kollaps.
Eine Analyse des Centre for Economic Performance (CEP) an der London School of Economics kommt zu dem Ergebnis: Die Isolation von Europa könnte Großbritannien härter treffen als die Finanzkrise 2007.
Damals war das Land in eine tiefe Rezession verfallen. Das Bruttoinlandsprodukt war um 7 Prozent eingebrochen.
Für die Gesamtwirtschaft bedeutete das seinerzeit einen Verlust von 117 Milliarden Pfund (146 Milliarden Euro).
Nun könnte alles noch viel schlimmer kommen.
Sollten die Briten das Referendum 2017 wirklich dazu nutzen, der EU-Mitgliedschaft den Gnadenstoß zu versetzen - ihr Land würde wirtschaftlich in die Steinzeit zurückversetzt werden.
So wirkt es zumindest, wenn die CEP-Ökonomen prophezeihen, dass die Wirtschaftsleistung Großbritanniensbei Aufgabe der EU-Zugehörigkeit im schlimmsten Fall um zehn Prozent schrumpfen könnte.
Wenn die Banken davonlaufen
Die alarmierende Stimmung scheint aus mehreren Gründen gerechtfertigt.
Rund 45 Prozent aller Ausfuhren aus Großbritannien gehen in den Euro-Raum. Kurz gesagt: Die Briten machen Geschäfte mit Europa. Lukrative Geschäfte.
Sollte ein gravierender Teil dieser Einnahmen wegbrechen - etwa durch Zölle oder andere Handelsbarrieren - würde der Effekt bis auf die Bevölkerung durchschlagen.
Bislang wurde das Lohnniveau in Großbritannien als allgemein hoch eingestuft. Sollte die EU-Mitgliedschaft aber tatsächlich aufgekündigt werden, müssten die Briten künftig mit weniger Gehalt auskommen, warnt John Van Reenen, einer der Autoren der CEP-Studie, gegenüber dem „Handelsblatt".
Für die Gesamtwirtschaft Großbritanniens zeichnen sich ebenso starke Nachteile ab.
Die Briten hängen quasi am Tropf der Finanzindustrie. Deren Anteil am BIP macht immerhin rund 8 Prozent aus.
Ein Wert, der weit über dem europäischen Durchschnitt liegt.
Dem Finanzplatz London droht die Katastrophe
Sollte das Vereinte Königreich die Mitgliedschaft zur EU allerdings aufkündigen, läuft es Gefahr, einflussreiche Banken zu zu verprellen, die mehr und mehr zu einer Stütze der Volkswirtschaft werden.
Ein Szenario, das den Briten unter Umständen blüht: Angeblich spielen namhafte Geldinstitute wie Morgan Stanley, Citigroup oder Bank of America bereits mit dem Gedanken, den Finanzplatz London zu verlassen und nach Irland abzuwandern.
Dort ist die Finanzsparte sogar noch wichtiger für das BIP. Ihr Anteil liegt bei 10 Prozent.
Und: Irland gehört zur EU und ist auch nicht gewillt, daran etwas zu ändern.
Für Banken gewissermaßen ein Eldorado. Für Großbritannien eine Katastrophe, deren Ausmaße derzeit noch nicht mal gänzlich absehbar sind.
In jedem Fall würden die Briten mit einer Abkehr von der EU wohl eine Vielzahl ihrer ausländischen Investoren vertreiben, die sie derzeit wirtschaftlich über Wasser halten.
Blairs Idee von Europa muss weiterleben
Bei ausländischen Direktinvestitionen ist Großbritannien mit Abstand spitze in Europa, über mehrere Branchen verteilt.
Besonders gut da steht die High-Tech-Sparte, die sich zur Zeit noch die qualifiziertesten Nachwuchskräfte auf dem europäischen Arbeitsmarkt angelt.
Dass die lukrative Jobs vorfinden, dafür sorgen eine ganze Schar an Großkonzernen, die sich in der Vergangenheit in Großbritannien angesiedelt hat. Im guten Glauben, an einer Schaltzentralen der europäischen Wirtschaft anzudocken.
Sollten die Briten aber künftig aus der EU ausscheiden, hat diese Win-win-Konstellation die längste Zeit Bestand gehabt.
Eine Gefahr, die Tony Blair längst erkannt hat.
"Jedermann in der wirklichen Welt weiß, dass wir weniger wirtschaftlich attraktiv für den Rest der Welt wären", appellierte der frühere Premier an die Studenten der Londoner Business School.
Für Großbritannien bleibt zu hoffen, dass der Nachwuchs seine Idee von Europa verstanden hat.
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