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Das Rätsel um Sigmar Gabriels verhinderte Buch-Veröffentlichung

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Die Vorderseite ist schon lange fertig. "Zweieinhalb Leben – Sigmar Gabriel". Der SPD-Chef und Wirtschaftsminister lächelt, ungewöhnlich sanft. Und eigentlich könnte sich auch der Inhalt der folgenden Seiten schon sehen lassen. Aber Gabriel will nicht.

Und blockiert die Veröffentlichung des Gesprächsbands mit dem „Zeit“-Journalisten Bernd Ulrich. Schon im April sollte das Buch eigentlich erscheinen, berichtete der „Spiegel“.

"Ich habe einen Großteil meiner Arbeit fertiggestellt und Gabriel ein Manuskript zukommen lassen", sagte Ulrich dem Magazin. "Auf seinen Wunsch hin wurde das Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben."

Deswegen hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch das Erscheinungsdatum zwischenzeitlich auf den 31. Dezember 2014 verlegt. Inzwischen ist aber sogar unklar, ob das Projekt überhaupt realisiert wird. Man halte zwar grundsätzlich an den Plänen fest. Der Erscheinungstermin sei jedoch "offen", heißt es beim Verlag.

Gabriel hat schon selbst ein Buch veröffentlicht, Titel: "Links neu denken. Politik für die Mehrheit". Aber damals, 2008, ging es um politische Inhalte, nicht um persönliche. Das ist jetzt anders.

Warum hat Gabriel diesmal eine Rückzieher gemacht? Drei Erklärungsversuche:

Ist ihm das Buch zu persönlich?
Das Buch basiert auf mehreren, sehr persönlichen Gesprächen, die Ulrich und Gabriel in den Jahren 2012 und 2013 geführt hatten.

Thema waren unter anderem die Lebensgeschichte des SPD-Vorsitzenden und der nationalsozialistische Hintergrund seines Vaters. Die Krise der Sozialdemokratie sowie Gabriels Rolle in der Partei werden ebenfalls in dem Interviewband beleuchtet. Auch in der SPD war das Buch mit Spannung erwartet worden.

Man weiß von Gabriel, dass man wenig über ihn weiß, über sein Privatleben. Er redet selten darüber. Umso Aufsehen erregender war daher das „Zeit“-Porträt im Januar 2013, in dem er über seinen Vater sprach, der überzeugter Nationalsozialist war.

Das Buch würde nun sicher noch viel höhere Wellen schlagen. Will Gabriel einfach noch einmal über die heiklen Passagen nachdenken?


Zeigt der Buch-Streit, dass man sich auf Gabriel nicht verlassen kann?
Kritiker werfen ihm häufig vor, egoistisch zu sein, sprunghaft, unberechenbar und unzuverlässig. Er soll häufiger mal einen Termin absagen, berichtet die „Welt“. Spielen diese Eigenschaften auch in diesem Fall eine Rolle?

Vielleicht passt Gabriel, der gerade dabei ist, die SPD auch in Umfragen endlich wieder auf Kurs zu bringen, ein Buch, in dem es auch um SPD-Krisen geht, auch einfach nicht ins Konzept.

Hat er sich mit Ulrich zerstritten?
Dass Gabriel Journalisten gegenüber nicht zimperlich ist, hat spätestens der Disput mit Marietta Slomka im ZDF gezeigt. Aber auch in anderen Interviews stichelt er gern gegen Gesprächspartner, wenn die ihn hart anpacken. Gabriels Verhältnis zur Presse ist jedenfalls kein ganz einfaches.

„Zeit“-Autor Ulrich hat sich für das Projekt extra eine beruflich Auszeit genommen. Begeistert wird er über Gabriels Entscheidung daher sicher nicht gewesen sein.

Aber Streit, berichtet die „Welt“ soll zwischen den beiden trotzdem nicht geben.

Soweit die Lage – und so unklar. Der Einzige, der Klarheit in die Angelegenheit bringen könnte, ist Gabriel. Der allerdings: schweigt.

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