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Tabuthema Erektionsstörungen

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Neulich saß ich mit einigen Freunden zusammen und sprach das Thema Erektionsstörungen an. Was mir auffiel war, dass man zwar ganz allgemein darüber reden wollte, aber keiner von ihnen jemals zugeben würde, vielleicht selbst schon Erfahrungen diesbezüglich gemacht zu haben. Einer erklärte mir sogar, betroffene Männer würden niemals mit ihren Freunden darüber sprechen, schließlich wäre man sofort der bedauernswerte Versager, der es nicht mehr bringt. Irgendwie tragisch, denn dieses Problem kann jeden Mann treffen, sollte unbedingt ärztlich abgeklärt werden und ist vor allem nichts, wofür man sich schämen muss.

Was versteht man unter Erektionsstörungen?

Die Erektionsstörung, auch erektile Dysfunktion genannt, ist durchaus kein Problem, von dem nur „alte" Männer betroffen sind. „Erektile Dysfunktion, kurz ED, betrifft manchmal sogar schon „jüngere" Männer", weiß Facharzt für Urologie und Leiter der Ambulanz für Andrologie und erektile Dysfunktion am AKH Wien, Ass. Prof. Dr. Markus Margreiter. Unter ED verstehe man die Beeinträchtigung der Fähigkeit, eine Erektion zu erreichen oder für einen befriedigenden Sexualverkehr aufrechtzuerhalten, so der Mediziner. „Bei manchen Männern kommt es zwar zur Erektion, diese hält aber nicht lange genug an."

Gründe für Erektionsstörungen

Während bei jungen Männern psychisch verursachte Erektionsstörungen keine Seltenheit sind, entwickeln ältere diese eher aufgrund von körperlichen Ursachen. Je höher das Alter, desto größer also das Risiko für organisch bedingte Potenzprobleme. Dr. Margreiter erklärt: „Probleme mit den Gefäßen oder dem Stoffwechsel, verletzte Nerven aufgrund chirurgischer Eingriffe, Medikamentennebenwirkungen oder Hormonstörungen können ursächlich für Erektionsstörungen sein. Oft sind sie aber auch ein Zeichen für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems." Männer mit ED seien Herzinfarkt gefährdet, umso mehr, je länger die Potenzprobleme anhielten. „Besteht dieser Verdacht, überweise ich meine Patienten zur Sicherheit zum Internisten."

Während Bewegungsmangel eine häufige Ursache für Potenzprobleme darstellt, gibt es eine sportliche Aktivität, die diese sogar verursachen kann, wie Dr. Margreiter erläutert: „Beim Radfahren besteht ein potenzielles Risiko, Potenzprobleme zu entwickeln. Wer stundenlang im Fahrradsattel sitzt, übt dadurch Druck auf die Region zwischen Anus und Hodensack, den Damm (Perinealregion, Anmerkung) aus, was auf Dauer zu Durchblutungsproblemen und einer Nervenschädigung führen kann." Dies betrifft vor allem Männer, die stundenlang Rad fahren, einen ungeeigneten Fahrradsattel verwenden, der zu viel Druck ausübt, oder bei null anfangen und sofort voll ins Training einsteigen.

Auch angeborene oder erworbene Veränderungen im Genitalbereich, wie etwa eine Penisverkrümmung, können zu Erektionsbeschwerden führen. Die Betroffenen haben meist einen großen Leidensdruck und häufig kommt es auch zum Auftreten von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. „Erfreulicherweise kann all diesen Männern geholfen werden", so Dr. Margreiter.

Therapiemaßnahmen

Um bestmöglich therapieren zu können, ist ein frühzeitiger Besuch beim Spezialisten unabdingbar, denn im frühen Stadium sind Erektionsstörungen häufig völlig rückgängig zu machen. „Zunächst einmal spreche ich mit meinen Patienten über ihre Lebensgewohnheiten, um eventuelle Risikofaktoren herauszufiltern", erklärt Markus Margreiter. „Meine Aufgabe ist es, sie diesbezüglich zu beraten, denn häufig genügen einige Veränderungen wie eine Umstellung der Ernährung, Rauchentwöhnung, weniger Stress oder mehr Sport."

Stellen all diese Faktoren nicht die Wurzel des Problems dar, wird stufenweise therapiert. „Die erste Stufe stellt meist die Verschreibung von potenzsteigernden Medikamenten dar. Es gilt jedoch zu beachten, dass diese nicht selten aufgrund von Einnahmefehlern ihre Wirkung verfehlen", weiß Dr. Margreiter. „Helfen diese trotz korrekter Einnahme nicht, besprechen wir weitere Therapiemöglichkeiten. Hierzu zählen gefäßerweiternde Substanzen, die der Patient mit Hilfe eines Applikators in die Harnröhre einführt oder mittels Nadel direkt in den Schwellköper verabreicht. Des Weiteren können der Einsatz von Vakuumpumpen oder alternativer Verfahren wie etwa eine Stoßwellentherapie hilfreich sein." Chirurgische Maßnahmen bilden die letzte Option, wie Margreiter erläutert. „Im Rahmen der Operation werden Implantate in die Schwellkörper eingebracht, die eine Versteifung des Gliedes und damit einen für den Patienten befriedigenden Sexualakt ermöglichen."

Ärztliche Abklärung so früh wie möglich

Wie bereits erwähnt, kann jeder Mann aus den unterschiedlichsten Gründen Erektionsstörungen entwickeln. „Typischerweise sind Männer über 50 besonders gefährdet", berichtet Dr. Margreiter aus seiner Praxis. „Doch auch junge Männer bitten mich um ärztlichen Rat. Scham spielt in vielen Fällen eine große Rolle, weshalb die Unterstützung durch die Partnerin oder den Partner für meine Patienten von großer Wichtigkeit ist." Häufig helfe auch ein ausführliches Gespräch, in dem Partnerschaftsprobleme oder sexuelle Schwierigkeiten zur Sprache gebracht werden. „Nicht ungefährlich wird es, wenn Betroffenen ihr Problem so peinlich ist, dass sie sich im Internet illegal Medikamente beschaffen. Davon rate ich dringend ab, denn diese Mittel werden oft unter schlechten hygienischen Bedingungen hergestellt und es gibt keinerlei Kontrolle der Inhaltsstoffe."
Wer den Eindruck hat, unter Erektionsproblemen zu leiden, sollte sich nicht davor scheuen, einen Experten aufzusuchen. Sexuelle Probleme können das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und sich auch auf andere Bereiche auswirken. Daher ist ein offener, ernsthafter Umgang mit dem Problem ein Schritt in die richtige Richtung. „Niemand ist damit allein, denn es besteht immer die Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen.", ist Dr. Markus Margreiter überzeugt.

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