Sie leben streng nach den Regeln des alten Testaments, schicken ihre Kinder nicht zur Schule und halten körperliche Züchtigung für ein legitimes Erziehungsmittel: Die unheimliche Sekte „Zwölf Stämme“ ist eine Gruppierung, die, wie sie selbst schreibt, lebt, „wie die Jünger der Urkirche, die ihre Karriere und ihren Besitz hinter sich ließen“.
Die Sekte sieht sich als extrem bibeltreu und in der Tradition des Urchristentums. „Die ‚Zwölf Stämme’ missbrauchen die Bibel für ihr Machtdenken“, bewertet Axel Seegers, zuständig für Weltanschauungsfragen in der Erzdiözese München, die Gruppierung in einem Bericht von „FOCUS online“.
Christian Reip verbrachte seine Kindheit in den Fängen der Sekte. Erst vor viereinhalb Jahren, als er 17 Jahre alt war, flüchtete er zusammen mit seiner Familie aus Wörnitz, dem Sektenstützpunkt.
Schon die Kinder müssen schuften
In einem Artikel des „Tagesspiegel“ sagt der heute 22-Jährige: „Ich hatte keine Kindheit. Von klein auf mussten wir für die Sekte schuften.“ Schon die Kinder müssten in der Landwirtschaft arbeiten. Es gäbe keinen Lohn, keine Sozial- und keine Krankenversicherung – auch nicht für die Erwachsenen.
Schon im Kleinkindalter beginnt die Disziplinierung. Babys werden so eng in Tücher gewickelt, bis sie sich nicht mehr bewegen können, berichten Aussteiger. „Irgendwann hört das Zappeln und Schreien dann auf – das Baby fügt sich“, erklärte ein ehemaliges Mitglied gegenüber „FOCUS online“.
Auch Reip weiß zu berichten: Das, was andere Kinder lieben, sei ihm seinen drei Geschwistern verwehrt geblieben. Kinderbücher, Comics, Süßigkeiten oder Videos habe es für ihn nicht gegeben.
Staatliche Schulen werden nicht akzeptiert
Auch öffentliche Schulen dürfen die Kinder der „Zwölf Stämme“ nicht besuchen. So sollen sie vor den Einflüssen der modernen Welt geschützt werden. Die Sekte lehnt laut „Tagesspiegel“ außerdem den Sexualkunde-Unterricht und das Lehren der Evolutionstheorie ab.
Er sei fast ausschließlich von Erzieherinnen und Hebammen unterrichtet worden, erzählt Reip dem „Tagesspiegel“. Gelernt habe er dabei nicht viel: „Mit dem Lesen und Schreiben tue ich mich schwer.“
Prügel im Unterricht
Selbst während des Unterrichts müssen die Kinder immer wieder Schläge einstecken. "Ich wurde fast täglich geschlagen, in der Schule ganz oft. Wenn du nicht schnell genug Kopfrechnen konntest, nicht gerade gesessen bist oder zum falschen Zeitpunkt aus dem Fenster geschaut hast, da hieß es dann: Geh in den Raum neben an!", erklärte Reip in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
Auf die Frage, wie oft er in der Woche geschlagen wurde, antwortet Reip dem „Tagesspiegel“: „In der Woche? Jedes Kind praktisch täglich.“ Jeder Erwachsene habe das Recht zur Züchtigung.
Schon mit 13 Jahren habe er sich von den Ansichten der Sekte distanziert. „Ich habe denen gezeigt, dass ich damit nichts am Hut habe“, erklärt Reip.
Der Ausstieg
Als Teenager sei Reip trotzdem dazu gezwungen worden, sich einen Bart und lange Haare wachsen zu lassen. „Wer keinen Bart hat, wird als schwul angesehen“, sagte er in dem Artikel.
Mit 17 habe er dann den großen Schritt gewagt: Er habe sich die Haare abgeschnitten und zu den Anführern gesagt: „Schluss, wir wollen jetzt gehen. Lasst meine Eltern in Ruhe, wir wollen weg.“
Das Leben nach der Sekte
Die Familie sei zu Freunden nach Heilbronn geflüchtet: „Als Erstes haben wir einen CD-Spieler gekauft und Musik von den Scorpions. Das lief dann ohne Ende.“
Heute macht Reip laut „Tagesspiegel“ eine Ausbildung zum LKW-Fahrer. Aber die Erlebnissen in den Fängen der Sekte wird er wohl nie vergessen: „Wenn es in der Firma wegen einer Kleinigkeit ein bisschen Ärger gibt, habe ich eine riesige Angst, schlimm bestraft zu werden.“
Die Sekte sieht sich als extrem bibeltreu und in der Tradition des Urchristentums. „Die ‚Zwölf Stämme’ missbrauchen die Bibel für ihr Machtdenken“, bewertet Axel Seegers, zuständig für Weltanschauungsfragen in der Erzdiözese München, die Gruppierung in einem Bericht von „FOCUS online“.
Christian Reip verbrachte seine Kindheit in den Fängen der Sekte. Erst vor viereinhalb Jahren, als er 17 Jahre alt war, flüchtete er zusammen mit seiner Familie aus Wörnitz, dem Sektenstützpunkt.
Schon die Kinder müssen schuften
In einem Artikel des „Tagesspiegel“ sagt der heute 22-Jährige: „Ich hatte keine Kindheit. Von klein auf mussten wir für die Sekte schuften.“ Schon die Kinder müssten in der Landwirtschaft arbeiten. Es gäbe keinen Lohn, keine Sozial- und keine Krankenversicherung – auch nicht für die Erwachsenen.
Schon im Kleinkindalter beginnt die Disziplinierung. Babys werden so eng in Tücher gewickelt, bis sie sich nicht mehr bewegen können, berichten Aussteiger. „Irgendwann hört das Zappeln und Schreien dann auf – das Baby fügt sich“, erklärte ein ehemaliges Mitglied gegenüber „FOCUS online“.
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Auch Reip weiß zu berichten: Das, was andere Kinder lieben, sei ihm seinen drei Geschwistern verwehrt geblieben. Kinderbücher, Comics, Süßigkeiten oder Videos habe es für ihn nicht gegeben.
Staatliche Schulen werden nicht akzeptiert
Auch öffentliche Schulen dürfen die Kinder der „Zwölf Stämme“ nicht besuchen. So sollen sie vor den Einflüssen der modernen Welt geschützt werden. Die Sekte lehnt laut „Tagesspiegel“ außerdem den Sexualkunde-Unterricht und das Lehren der Evolutionstheorie ab.
Er sei fast ausschließlich von Erzieherinnen und Hebammen unterrichtet worden, erzählt Reip dem „Tagesspiegel“. Gelernt habe er dabei nicht viel: „Mit dem Lesen und Schreiben tue ich mich schwer.“
Prügel im Unterricht
Selbst während des Unterrichts müssen die Kinder immer wieder Schläge einstecken. "Ich wurde fast täglich geschlagen, in der Schule ganz oft. Wenn du nicht schnell genug Kopfrechnen konntest, nicht gerade gesessen bist oder zum falschen Zeitpunkt aus dem Fenster geschaut hast, da hieß es dann: Geh in den Raum neben an!", erklärte Reip in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
Auf die Frage, wie oft er in der Woche geschlagen wurde, antwortet Reip dem „Tagesspiegel“: „In der Woche? Jedes Kind praktisch täglich.“ Jeder Erwachsene habe das Recht zur Züchtigung.
Schon mit 13 Jahren habe er sich von den Ansichten der Sekte distanziert. „Ich habe denen gezeigt, dass ich damit nichts am Hut habe“, erklärt Reip.
Der Ausstieg
Als Teenager sei Reip trotzdem dazu gezwungen worden, sich einen Bart und lange Haare wachsen zu lassen. „Wer keinen Bart hat, wird als schwul angesehen“, sagte er in dem Artikel.
Mit 17 habe er dann den großen Schritt gewagt: Er habe sich die Haare abgeschnitten und zu den Anführern gesagt: „Schluss, wir wollen jetzt gehen. Lasst meine Eltern in Ruhe, wir wollen weg.“
Das Leben nach der Sekte
Die Familie sei zu Freunden nach Heilbronn geflüchtet: „Als Erstes haben wir einen CD-Spieler gekauft und Musik von den Scorpions. Das lief dann ohne Ende.“
Heute macht Reip laut „Tagesspiegel“ eine Ausbildung zum LKW-Fahrer. Aber die Erlebnissen in den Fängen der Sekte wird er wohl nie vergessen: „Wenn es in der Firma wegen einer Kleinigkeit ein bisschen Ärger gibt, habe ich eine riesige Angst, schlimm bestraft zu werden.“
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